Srebrenica
Srebrenica ist eine Kleinstadt im Osten von Bosnien und Herzegowina, heute auf dem Gebiet der Republika Srpska. Der mit Bluttinte geschriebene Name dieses Städtchens ging 1995 in die Weltgeschichte ein. Sein Name steht seitdem für das größte Verbrechen in Europa am Ende des 20. Jahrhunderts. Bereits 1992, beim Auftakt des Krieges, wurde Srebrenica von den Verbänden der Jugoslawischen Volksarmee (JNA), Paramilitärs und Freischärlern der Serbischen Demokratischen Partei (SDS) belagert, und schon Anfang 1993 fiel das Gebiet zwischen den Städten Zvornik und Srebrenica in die Hände des Heeres der Republika Srpska (VRS), wodurch eine enorme Menschenzahl gezwungen war, gerade auf dem Gebiet von Srebrenica Zuflucht zu suchen. Wegen seiner besonderen Lage sowie der anhaltenden Belagerung wurde Srebrenica zuerst entmilitarisiert, danach in der Resolution des UNO-Sicherheitsrates zu einer „Sicherheitszone“ unter dem Schutz der Vereinten Nationen erklärt.
Zu diesem Zeitpunkt lebten in Srebrenica mehr als 50.000 Personen – das Fünffache der Einwohnerzahl zu Beginn des Krieges.
Obwohl formal unter UNO-Schutz, wurde Srebrenica trotzdem täglich aus schwerem Geschütz beschossen und die ohnehin schlechten Lebensbedingungen seiner Einwohner wurden durch den ständigen Nahrungsmangel zusätzlich beeinträchtigt.
Dann kam das Jahr 1995 …
Die Katastrophe bahnte sich an, und der leise Tod von Srebrenica wurde Ende Juni 1995 beschleunigt, als heftige Angriffe des Heeres der Republika Srpska gegen die UNO-„Schutzzone“ begannen. Die UNO-Truppen stellen zu diesem Zeitpunkt 600 niederländische Soldaten, die im Januar angekommen und in der Akkufabrik in Potočari untergebracht waren.
Am sechsten Juli 1995 begann der heftige Beschuss durch das Heer der Republika Srpska, das unter dem Kommando von General Ratko Mladić stand. Die unter dem Codenamen „Krivaja 95“ erfolgte Militäroperation führte zu einem schrecklichen Massaker an den muslimischen Zivilisten, an Männern und Frauen, aber auch an Kindern. Srebrenica fiel am 11. Juli, 25.000 Menschen verließen danach die Stadt und strömten schutzsuchend vor der UNO-Basis zusammen. Gleichzeitig versuchte eine Kolonne von rund 10.000–15.000 Mann, sich über das Gebiet, das unter der Kontrolle des Heeres der Republika Srpska stand, in das freie Territorium der Stadt Tuzla durchzukämpfen. Die Kolonne wurde zuerst durch Granatbeschuss geteilt, danach wurden die kleinen Gruppen und Einzelpersonen aufgespürt, gefangen und schließlich umgebracht.
In Potočari kam es indessen zu Ermordungen und Vergewaltigungen. Die UNO hat bei dem Heer der Republika Srpska eine Evakuierung der Zivilisten ausgehandelt – der General Ratko Mladić entschied aber, dass seine Kräfte die Evakuierung mit Bussen und LKWs vorzunehmen hätten.
Männer wurden von Frauen und Kindern getrennt, danach nach Bratunac gebracht. Die meisten von ihnen wurden zwischen dem 12. und dem 15. Juli von Exekutionskommandos in Sport- und Fabrikhallen, auf Wiesen, in den Wäldern hingerichtet …
Soldaten aus dem Heer der Republika Srpska verscharrten die Opfer in Massengräbern um Zvornik, Vlasenica und Srebrenica. Forensische Analysen zeigen, dass im Sommer und im Herbst 1995 die Leichen aus den sogenannten primären Massengräbern, in denen man die Ermordeten gleich nach der Exekution vergraben hatte, entfernt und in weit entfernten, sekundären Massengräbern verscharrt wurden.